Verirrungen der Wettwelt

Ein paar Mal im Jahr überkommt es mich und ich besuche die wichtigsten wettaffinen Internetforen und stöbere auf der Suche nach eventuell neuen Ansätzen in den Strategiesektionen herum.

Dabei stoße ich auch immer wieder auf Threads, Posts und absolut unsinnige Behauptungen, die mich ungläubig den Kopf schütteln lassen. Zunächst sind da natürlich die diversen progressiven Ansätze zu nennen.

Ich laye bei Pferderennen immer den Favoriten, wenn dieser eine Quote von maximal 2.0 hat. Dabei riskiere ich am Anfang 1% meiner Bank und verdopple bei einem Verlierer. Wenn ich auf einer Strecke gewonnen habe, spiele ich diese Strecke an dem Tag nicht mehr an. Da nur 33% aller Favoriten bei Pferderennen gewinnen, sind die Chancen sehr gering, dass man einen Tag ohne einen Treffer erwischt!!

Okay – lasst uns mal überlegen. Ich weiss nicht sehr viel über Pferderennen zugegeben, aber die Basics sitzen. Es gibt nicht selten Rennen, in denen der Favorit eine Quote von 5.0 oder sogar höher hat. Die erwartete Siegwahrscheinlichkeit liegt also bei 20%. Der aufstrebende Wetter von oben meint, dass JEDER Favorit genau die Chance von 33% hat zu gewinnen. Daher müsste es doch auch verdammt erfolgversprechen sein alle Favoriten zu backen die eine Quote von über 3.0 haben, da steckt ja value drin!!

Wie? Das klingt unsinnig? Mag daran liegen das es genau das ist. Ich werde wohl nie verstehen, wie Leute glauben, mit einem simplen Ansatz wie „Progressives Layen bei Favo <2.0“ die Buchmacher langfristig schlagen zu können, die immerhin schon seit X Jahren existieren. Es bestünde natürlich die Möglichkeit, dass ich mich irre und das es wirklich klappt, es traut sich nur keiner zu spielen, weil es so simpel wirkt. Daher eine kleine Stichprobe bei den heutigen Rennen, als Grundlage nehme ich den Betfair-SP: Kempton hatte keinen Favoriten, mit einem SP von maximal 2.0. In Hamilton gab es ein entsprechendes Pferd (das gewann), in Windsor ebenso. Ergebnis des Tages: 2% der Startbank weg. Das ist natürlich nicht aussagekräftig bestätigt aber schon ein wenig die anfänglichen Zweifel. Falls wer Lust hat, dass mal in einer größeren Stichprobe zu prüfen: Nur zu, ihr rhindert damit wahrscheinlich dutzende von Wettanfängern am Verbrennen ihres Startkapitals.

Ein weiterer Liebling von mir ist folgendes:

Ich spiele keine Kombinationswetten, weil da der Vorteil der Buchmacher zu groß ist. Um aber dennoch schnell eine große Bankroll aufzubauen spiele ich einen 5-fach Rollover, ich setze also immer meinen Grundeinsatz + bisherige Gewinne.

Klingt auf den ersten Blick sicher gut, vor allem weil Kombis für viele Wettende DAS Feindbild schlechthin sind. Eigentlich lügt man sich dabei aber nur in die Tasche: Ein Rollover ist eine Kombiwette, nur dass man die Kombination nicht parallel sondern nacheinander spielt. Der „Alle Wetten müssen treffen“-Ansatz bleibt bestehen und der Profit ist – von Rundungsfehlern einmal abgesehen – genau der gleiche. Rollovers sind daher nur eine Methode Kombis zu spielen, ohne sie Kombis zu nennen. An sich nichts schlimmes – aber dann sollte man sich dessen auch bewusst sein.

Das sind zwei völlig unterschiedliche Beispiele, aber sie machen deutlich, wie es in vielen Foren oftmals zugeht: Irgendwelche „Experten“ behaupten wild irgendwelche Dinge und viele Forennutzer, teilweise auch sehr erfahrene, schlucken es einfach. Besonders im Bereich der Statistiken stoße ich immer wieder auf atemberaubene Behauptungen, eine davon habe ich ja oben schon gepostet.

Daher meine Bitte an alle die das Lesen, insbesondere an die Wettanfänger: Denkt selbst, hinterfragt ständig und wenn etwas eindeutig stark simplifiziert ist, nur damit es funktioniert: Vergesst es!

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Ein Kommentar zu Verirrungen der Wettwelt

  1. Daniel sagt:

    Ja, da hast du wohl Recht. Mal abgesehen von dem Umgangston der oft herscht, werden zu viele Infos einfach ungefragt übernommen. Wenn man mit Wetten Geld verdienen will, dann sollte man sich auch die Zeit nehmen und ein wenig einarbeiten. Wenn man die Zeit nicht hat, dann sollte man andere wenigstens mal kritisch hinterfragen.

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