Australian Open live: Maria Sharapova – Victoria Azarenka

Die halbe Tennis-Welt spricht vor dem Damen-Finale der Australian Open (ab 9.30 Uhr auf Eurosport) zwischen Maria Sharapova und Victoria Azarenka vor allem über das Schreien der beiden Spielerinnen. Ich drücke lieber auf den Mute-Button und analysiere, welche Spielerin wo ihre Vorteile hat. Denn spielerisch könnte es ein ansehnliches und vor allem spannendes Finale werden.

1. Der Aufschlag

Sharapova hat eindeutig den gefährlicheren Aufschlag der beiden, allerdings kommt der nicht konstant. Im Spiel gegen Kvitova wackelte er besonders stark, insgesamt servierte sie zehn Doppelfehler. Aber sie macht eben auch viele freie Punkte, und das ist bei den Damen selten. Azarenka hat einen mittelprächtigen Aufschlag, den sie meist gut platziert und auf den sie sich normalerweise verlassen kann. Die entscheidende Frage: Was ist mehr wert, Power oder Konstanz, einige freie Punkte oder eine gesunde Basis? Die Antwort: Für beide wohl genau das, was sie spielen. Sharapova geht viel mehr Risiko beim zweiten (zurecht übrigens, sagen Mathematiker), Azarenka spielt den zweiten mit deutlich weniger Geschwindigkeit, sie kann sich aber auch auf ihr Defensivspiel und die Fähigkeiten in längeren Ballwechseln verlassen. DEUCE

2. Der Return

Gute Überleitung zum zweiten Punkt: der Return. Beide Spielerinnen gehen druckvoll auf schwache Aufschläge ihrer Gegnerinnen, Sharapova kompromisslos meistens, vor allem beim zweiten Aufschlag, Azarenka mit kontrollierter Power. Beide werden die Aufschlagschwächen ihrer Gegnerin konsequent ausnutzen, es wird in dieser Partie sicher viele Breaks geben. DEUCE

3. Die Ballwechsel

In dieser Kategorie hat Azarenka einen entscheidenden Vorteil: sie ist in der Defensive viel stärker als Sharapova. Da die Russin in den letzten Runden auch viele Fehler gemacht hat, könnte das der Schlüssel zum Erfolg werden für die Weißrussin. Wenn sie dann auch noch versucht, möglichst viele Bälle lang in die Mitte des Courts zu spielen, dann könnte es sehr schwer werden für Sharapova, denn dann wird die Russin Probleme bekommen. Zum einen, weil sie sich dann gut bewegen muss, um auch gut zum Ball zu stehen (ansonsten: Fehler, Fehler, Fehler), zum anderen, weil sie dann nicht die großen Winkel spielen kann. Wenn Azarenka das beherzigt, könnte das hier eine schnelle Sache für die Weißrussin werden. Aber es ist eben auch nur ein Aspekt in diesem Finale. VORTEIL AZARENKA

4. Das Head-to-Head

Dieser Punkt ist eine Folge vor allem aus dem dritten Punkt. Die letzten beiden Spiele entschied Azarenka klar für sich, sie gewann 2010 in Stanford und 2011 in Miami (siehe Video) jeweils in zwei Sätzen. Das zeigt schon, dass Azarenka das Spiel von Sharapova eigentlich liegt, vor allem in den längeren Ballwechseln. Sie muss es allerdings auch umsetzen können, und da kommen die beiden nächsten Punkte ins Spiel. VORTEIL AZARENKA

5. Die Erfahrung:

Maria Sharapova hat bereits drei Grand Slam-Erfolge vorzuweisen, bislang verlor sie nur ein Major-Finale (2011 gegen Kvitova in Wimbledon). Viktoria Azarenka stand noch nie in einem Grand Slam-Finale. In diesem Duell kommt noch hinzu, dass es nicht nur um einen Grand Slam-Titel geht, sondern auch darum, wer die neue Weltranglistenerste wird. Ich halte es für nicht unwahrscheinlich, dass Azarenka unter dieser Last zusammenbricht, denn dies ist eine völlig neue Ebene des Drucks. Ihre ersten vier WTA-Finals hat sie auch verloren. Interessant ist auch diese Statistik: bei den zwölf Duellen zwischen Grand Slam-Finaldebütantinnen und Spielerinnen mit Erfahrung (seit Beginn des neuen Jahretausends) steht es 9:3 für die erfahrenen Spielerinnen. Ob Azarenka daran etwas ändern kann? VORTEIL SHARAPOVA

6. Der Kopf:

Auch hier ist Sharapova ihrer Gegnerin um Längen voraus. Das liegt daran, dass die Russin jeden Punkt gleich spielt, egal ob 40:0 bei Aufschlag der Gegnerin, egal ob Breakball, Satzball oder Matchball. Bei Azarenka wird das anders aussehen, man konnte das schon gegen Clijsters sehen, als sie ausservieren musste und auf einmal Doppelfehler servierte. Ich bin gespannt, was die Weißrussin macht, wenn Sharapova gut ins Spiel findet und ihr die Winner um die Ohren fliegen. Zudem sehe ich klare Vorteile für Sharapova bei den Big Points, im Turnier konnte sie bislang 70 Prozent ihrer Breakbälle nutzen, gegen Kvitova wehrte sie zudem 11 von 14 Breakbällen ab.  VORTEIL SHARAPOVA

Fazit:

Völlig offene Partie. Wenn beide Tennis in Normalform spielen, dann gewinnt Azarenka, weil sie die konstantere Spielerin ist. Wenn beide Spielerinnen ihr bestes Tennis spielen, dann gewinnt Sharapova, weil sie dann ihre Gegnerin mit den wuchtigeren Grundschlägen und dem besseren Aufschlag beherrschen kann. Ich bin sehr gespannt darauf, ob Azarenka auf dieser großen Bühne bestehen kann. Und sehr skeptisch.

Liveticker:

Bei der Wettzentrale kann man das Spiel im Live Ticker verfolgen. Oder sich im Forum über Wettipps austauschen.

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